Entspannte Weihnachten in der Agilen Familie

Aktualisiert am 2. Dezember 2019

Ich selbst habe sehr romantische Erinnerungen an das Weihnachtsfest. Für mich ist es tatsächlich ein Fest, das ich mit Freude, Familie und leuchtenden Kinderaugen verbinde. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich Weihnachten auch für meine Kinder irgendwie magisch gestalten will.

Die Realität mit Kindern ist manchmal ganz schön hart, wenn sie auf solche romantischen Vorstellungen trifft. Da ist in der Regel Frust programmiert. Und doch schaffen wir es als Familie tatsächlich ziemlich gut, dass wir Freude an der Weihnachtszeit haben. Dafür haben wir drei wichtige Leitlinien, die uns dabei helfen, in der Weihnachtszeit entspannt zu bleiben.

1. Wir reduzieren Stressfaktoren auf ein Minimum

Es klingt so logisch, aber ist doch sehr schwer: Stress reduzieren! Wie genau das aussehen kann, ist für jede Familie sehr individuell. Bei uns helfen die folgenden Strategien am meisten.

Wir feiern Heiligabend da, wo es für die ganze Familie am besten passt

Im jeweils ersten Lebensjahr von Wirbelwind und Sonnenschein haben wir daheim verbracht, so dass wir in den eigenen vier Wänden ohne Reisestress feiern konnten. Wir hatten beide Male auch unsere Eltern mit eingeladen, so dass wir trotzdem in größerer Runde feiern konnten, hatten aber das gewohnte Umfeld für unsere frisch geborenen Mäuse. So entscheiden wir jedes Jahr auf’s Neue, wo wir dieses Mal feiern wollen.

Wir machen in der Adventszeit nur Veranstaltungen mit, die uns wirklich Freude bringen

Ich finde Weihnachtsmärkte toll. Mit kleinen Kindern auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, finde ich dafür fürchterlich. Deshalb haben wir einen bis maximal zwei Besuche auf dem Weihnachtsmarkt in der Adventszeit auf dem Programm. Damit enthalten wir unseren Kindern das Erlebnis Weihnachtsmarkt nicht vor, schonen aber unsere Nerven.

Auch Plätzchenbacken machen wir aktuell nur als Zeitvertreib mit den Kindern zusammen. Dabei entstehen nur kleine Mengen an Plätzchen, große Backorgien sparen wir uns. Größere Mengen an Plätzchen bekommen wir dann entweder von den Großeltern der Kinder oder wir kaufen sie uns.

Wir reduzieren unsere Reisetätigkeit

Die Großeltern unserer Kinder leben leider rund 200km von uns entfernt. Meine Großeltern wohnen sogar noch weiter weg, da fahren wir rund 400km. Solche Reisen sind für eine Familie mit kleinen Kindern, für die so lange Autofahrten auch todlangweilig sind, eine ziemliche Strapaze. Deshalb reduzieren wir diese Fahrten auf ein Minimum. Das bedeutet aktuell, dass unsere Eltern häufiger bei uns sind als wir bei ihnen. Und es bedeutet, dass wir meine Großeltern wirklich nur sehr selten sehen.

Im Moment ist das die Lösung, die für uns als Familie möglich ist. Wenn unsere Kinder etwas größer sind, wird sich das auch wieder ändern. Wir haben für uns die Entscheidung getroffen, dass niemandem damit geholfen ist, wenn wir aus reinem Pflichtgefühl quer durch die Republik fahren und dabei unsere Kräfte permanent überstrapazieren. Das ist gelebte Selbstfürsorge.

Wir besorgen unsere Geschenke online

Ich kriege schon beim Gedanken an überfüllte Innenstädte in der Adventszeit Schnappatmung. Deshalb erledige ich den Großteil meiner Weihnachtseinkäufe online. Ob Spielzeug, Konzert-Tickets oder Bücher, das meiste lässt sich online besorgen. Das ist für mich deutlich einfacher, weil ich nicht erst die Zeit freischaufeln muss, um in die Stadt zu fahren. Ich kann mich bequem zwischendurch, wenn sich die Kinder mal gerade selbst beschäftigen, um Geschenke kümmern.

Wir verschenken mit Liebe erstellte mehrfach verwendbare Geschenke

Ich liebe Fotogeschenke. In der Erstellung sind sie etwas aufwändiger, aber sie haben eine sehr persönliche Note und wir können damit für mehrere Menschen das gleiche Geschenk basteln und trotzdem freuen sich alle darüber.

Unsere Favoriten dabei sind Fotobücher über Meilensteine unserer Kinder (zuletzt z.B. das Fotobuch über Sonnenscheins erstes Lebensjahr) bzw. Fotokalender. Da ich selbst auch gern einen Fotokalender mit Bildern meiner Familie zu Hause hängen haben möchte, muss ich mir die Arbeit ohnehin machen. Und so freuen sich bei uns die (Ur-)Großeltern der Kinder gleich mit.

2. Weihnachten findet bei uns ohne Erpressung statt

Mich macht es jedes Jahr wieder traurig, wie viele Gruselgeschichten vom Knecht Ruprecht mit seiner Rute für „böse“ Kinder an Weihnachten ganz selbstverständlich verbreitet werden. Auch die „harmloseste“ Variante, dass nur brave Kinder Geschenke bekommen, finde ich schon ziemlich perfide.

Zunächst ist „brav“ nicht messbar und völlig intransparent, was das für das einzelne Kind denn bedeuten soll: Soll es ruhig sein, sich selbst anziehen, keine Widerworte geben,… ?

Mal ganz abgesehen davon, dass das astreine Erpressung ist und im Grunde nur die Kinder darauf trainieren soll, gehorsam zu sein: Eine Autorität, die nicht in Frage gestellt werden kann, definiert, was erwünschtes Verhalten ist und setzt diese Vorstellungen durch Strafe und Belohnung um. Das sind für mich, gerade als Agiler Elternteil, Werte, die ich meinen Kindern auf keinen Fall vermitteln will.

In unserer Familie hat sich im Umgang untereinander bewährt, dass wir der obersten Leitlinie für Retrospektiven (Prime Directive for Retrospectives aus dem Buch „Project Retrospectives“ von Norm L. Kerth) in angepasster Form folgen:

Wir sind davon überzeugt, dass jedes Familienmitglied in jeder Situation, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Wissen und Ressourcen und seinen individuellen Fähigkeiten, sein bestes getan hat.

Mit diesem Grundsatz erübrigt sich die Bewertung, ob ein Kind brav war oder nicht. Es hat in jeder Situation sein bestes gegeben.

Deshalb gibt es bei uns zu Weihnachten Geschenke, weil es schön ist, anderen eine Freude zu machen bzw. beschenkt zu werden. Ganz unabhängig davon, ob jemand „brav“ war oder nicht.

3. Wir legen als Familie gemeinsam fest, was schöne Weihnachten sind

Je älter die Kinder werden, desto mehr bringen sie ihre eigenen Vorstellungen in die Gestaltung unserer Adventszeit ein. Wirbelwind dekoriert z.B. für ihr Leben gern. Also schmückt sie nach ihren Vorstellungen z.B. den Adventskranz oder Weihnachtsbaum. Dass dabei manchmal auch Ostereier dabei sind, gibt dem ganzen dann eine sehr individuelle Note. Und für sie ist es eine weitere Erfahrung von Selbstwirksamkeit.

Dieses Jahr hat sich Wirbelwind bereits im Sommer sehr deutlich dafür ausgesprochen, dass wir an Weihnachten zu Hause feiern und nicht zu ihren Großeltern fahren. Wir als Eltern waren da noch gar nicht so entschlossen.

Wie es sich für eine Agile Familie gehört, haben wir dann gemeinsam überlegt, was dieses Jahr für uns passen würde und festgelegt, dass wir die Großeltern dieses Jahr zu uns einladen.

Für Sonnenschein ist die Gestaltung der Weihnachtszeit noch nicht so wichtig. Aber auch er wird seinen Teil der Entscheidungen mit treffen, wenn er dann soweit ist, selbst Wünsche zu äußern.

Weihnachten ist für uns natürlich nicht komplett stressfrei. Aber wir bemühen uns, dass die Adventszeit für alle Beteiligten trotzdem eine schöne und entspannte Zeit ist. Und so bewahren wir uns unseren ganz eigenen Weihnachtszauber.

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Autor:in

Silke hat zwei Kinder, lacht erschreckenderweise besonders laut über Flachwitze und liebt die Scheibenwelt von Terry Pratchett.

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