Das Homeoffice-ABC: Wie du mit deiner Familie unversehrt durch die Krise kommst

Aktualisiert am 17. April 2020

6 Wochen hat es gedauert, um diese wunderbare Impuls-Sammlung zusammenzustellen. Dabei hat sich ein Tenor von Selbstfürsorge, Zusammenarbeit und kreativen Lösungen eingestellt. Das ist also mein Beitrag zu einem möglichst friedlichen Familienleben während einer großen Krise im Homeoffice mit kleinen Kindern.

Wie wir uns generell im Homeoffice mit Kindern eingerichtet haben, kannst du im Detail in meinem letzten Artikel nachlesen.

Lass mich in den Kommentaren wissen, was dir am meisten hilft, um das Homeoffice mit Kindern gut hinzubekommen.

A wie Absprachen

Gemeinsame Absprachen (und damit meine ich echte Absprachen, bei denen alle Betroffenen am Entscheidungsprozess beteiligt waren) sind ungemein wertvoll für ein gutes Zusammenleben.

Wir sind zu viert und zumindest wir Erwachsenen sprechen uns intensiv darüber ab, was notwendig ist, damit wir alles gut zusammen schaffen können. Wie mit einem Agilen Team, dem man nicht die fertige Lösung präsentiert, die es dann umsetzen soll, sollten auch bei Familienthemen alle Betroffenen (entsprechend ihres Entwicklungsstands) angemessen an der Lösungsfindung beteiligt sein.

Du wirst vielleicht überrascht sein, welche kreativen und konstruktiven Ideen selbst noch sehr junge Kinder einbringen können, wenn man sie lässt.

B wie Bewegung

Bewegung ergibt sich normalerweise im Alltag (gerade mit Kindern) automatisch. Im Homeoffice müssen wir uns Möglichkeiten zur Bewegung bewusster suchen.

Das hängt natürlich von den persönlichen Präferenzen ab. Manche gehen eine kurze Strecke joggen oder drehen eine Runde mit dem Fahrrad. Vielleicht ist es dir möglich, die Einkäufe statt mit dem Auto zu Fuß (mit Kinderwagen für die schweren Einkäufe) oder mit dem Fahrrad (Fahrradanhänger oder Lastenfahrrad kann einiges tragen) zu erledigen.

Mit den Kindern draußen toben gehen, lockert ein bisschen auf. Yoga und ähnliche Gymnastik kann man gut mit Videos auch daheim machen. Vielleicht haben die Kinder auch Spaß daran.

Die tägliche Sportstunde der Alba Berlin soll auch für Erwachsene anspruchsvoll sein. Ein Stehtisch kann dabei helfen, nicht den ganzen Tag zu sitzen. Improvisierte Varianten wären z.B. ein Bügelbrett, Bücherstapel unter dem echten Schreibtisch oder eine Laptophalterung, die man auf dem Schreibtisch befestigen kann. Oder eben die teure Variante eines höhenverstellbaren Tischs.

Wie schaffst du dir aktuell Bewegung im Homeoffice? Lass es mich im Kommentar wissen.

C wie Chaos annehmen

Ja, es ist im Moment alles chaotisch. Gerade die Ungewissheit, wie es nach den ersten 5 Wochen Schul- und KiTa-Schließungen weitergehen wird, macht auch uns nervös.

Es hilft nur nicht. Das einzige, was wir im Moment tun können: Annehmen, dass es so ist, wie es ist und uns bestmöglich damit arrangieren.

Dann ist es vielleicht gerade unordentlich. Solange du dich noch einigermaßen bewegen kannst, passiert ja erstmal nichts. Besuch darf eh nicht kommen 😉.

D wie Digitale Hilfsmittel

Früher ploppten mir oft zwischendurch Ideen oder Aufgaben in den Kopf, die ich mir in dem Moment nicht notieren konnte und die ich dann wieder vergessen habe.

Deshalb sind für mich im Alltag mit Homeoffice mit Kindern Tools extrem wichtig, die zwischen Laptop und Handy synchronisiert werden. Dabei habe ich drei Favoriten:

  1. Kalendertool, in dem ich immer den Überblick habe, welche Termine anstehen
  2. Aufgabentool (z.B. Trello), mit dem ich meine offenen Aufgaben übersichtlich nachverfolgen kann
  3. Notizentool (z.B. Evernote (wenn du dich über diesen Link anmeldest, erhalte ich eine kleine Provision)), mit dem ich Links, Infos, Fotos (z.B. Aushänge im Kindergarten) usw. speichern kann und so keine Info mehr verloren geht.

Mit diesen 3 Tools habe ich unterwegs (mit den Kindern) immer die Möglichkeit, mir kurz wichtiges zu notieren, bevor es mein Kurzzeitgedächtnis wieder verlassen hat.

E wie Einfühlungsvermögen zeigen

Wenn sich deine Kinder gerade unmöglich benehmen, versuch dich in ihre Lage zu versetzen: Sie vermissen vielleicht ihre Großeltern oder Freund*innen. Sie finden es vielleicht nervig, dass der Lieblingsspielplatz geschlossen ist.

Haben sie schlecht geschlafen, Hunger oder Durst? Das alles kann dazu beitragen, dass sie nicht ihr bestes Verhalten an den Tag legen.

Wenn du vor deiner eigenen Reaktion kurz innehältst und versuchst, dich in dein Kind einzufühlen, fällt es dir vielleicht leichter, zugewandt zu reagieren und nicht die Situation noch mehr eskalieren zu lassen.

Gleiches gilt übrigens auch für nahestehende Erwachsene. Wenn du versuchst, dich in die Lage der anderen Person zu versetzen, wirst du Konflikte viel leichter lösen können.

F wie fokussiertes Arbeiten

Um möglichst effektiv arbeiten zu können, hilft es, sich fokussierte Arbeitszeit zu verschaffen.

Unsere Kinder können uns beim Arbeiten viel besser in Ruhe lassen, wenn sie vorher ausreichend ungeteilte Aufmerksamkeit von uns bekommen haben. Also lieber mal eine Stunde bewusst nichts anderes tun als sich mit den Kindern zu beschäftigen und mit den Gedanken voll dabei zu sein als alle 10 Minuten unterbrochen zu werden, weil dein Kind deine Aufmerksamkeit braucht (Sozusagen Präventiv-Aufmerksamkeit).

Fokussiert arbeiten kann auch bedeuten, dass man sich in einen separaten Raum zurückzieht (sofern vorhanden), sich mit Noise-Cancelling-Kopfhörern versorgt und so versucht, die Ablenkung auf ein Minimum zu reduzieren.

Es kann bedeuten, dass man sein Smartphone lautlos schaltet, die Messenger auf „Do not disturb“ setzt und Pop-Up-Benachrichtigungen auf dem Laptop ausschaltet.

Fokussiertes Arbeiten bedeutet auch (in Anlehnung an A wie Absprachen) mit dem anderen Elternteil zu vereinbaren, dass man während der eigenen Arbeitszeit möglichst wenig unterbrochen werden möchte (was wir sogar in unsere Arbeitsvereinbarungen für die Zeit im Homeoffice mit Kindern aufgenommen haben). Notwendige Absprachen wie die Mittagessenszeit oder der Einkaufszettel können sehr gut vorab geregelt werden.

G wie Geduld

Sei geduldig mit deinen Mitmenschen, insbesondere mit deiner Familie.

Wir wurden alle unvorbereitet in diese Situation gebracht. Für manche ist das schwerer, für manche leichter, aber für alle neu.

Deine Kinder müssen sich umstellen, müssen damit umgehen, dass sie geliebte Menschen und Freund*innen aktuell nicht mehr sehen können. Sie müssen mit einem komplett anderen Tagesablauf umgehen. Sie haben vielleicht Angst um geliebte Menschen, die zur Risikogruppe gehören.

Da sind sie vielleicht nicht immer kooperationsbereit, sind lauter, frecher, anhänglicher als sonst. Sei geduldig mit ihnen.

Du weißt nicht, wie du das alles stemmen sollst und du fühlst dich überwältigt? Homeoffice ist ungewohnt und du weißt nicht genau, wie du dich strukturieren sollst? Sei geduldig mit dir selbst.

Auch du brauchst Zeit, mit der veränderten Situation umzugehen. Ihr hängt als ganze Familie den ganzen Tag zusammen und könnt euch kaum mal allein zurückziehen. Da sind die Nerven schnell mal runter.

Sei geduldig mit deiner Familie und es wird sich positiv auf die Grundstimmung auswirken.

H wie Humor

Humor hilft ungemein, um brenzlige Situationen zu entschärfen. Wenn dein Kind eine Sauerei gemacht hat, kannst du deutlich mehr Kooperationsbereitschaft erwarten, wenn du es mit Humor nimmst.

Wenn du z.B. über die Kreativität lachst, aus einem Sitzsack Styroporkügelchen auszuschütten, um Schnee für die Playmobilfiguren zu haben (ich wünschte das wäre ein fiktives Beispiel 😆), könnt ihr danach vielleicht eine gemeinsame große „Schneeräumaktion“ daraus machen.

Oder wenn dein Kind dich mit Schimpfwörtern bewirft, kannst du deine Stimme verstellen und fragen , was das für ein komisches Wort ist. Oder selbst absurde Schimpfwörter erfinden und mit deinem Kind um die Wette schimpfen (natürlich ohne es zu beschämen!).

Wenn die Kinder sich in einer Tour streiten, hilft es vielleicht, eine Kissenschlacht zu starten oder als Kitzelmonster hinter ihnen herzujagen, statt sie anzumeckern.

Wenn du lachst, fällt es dir viel schwerer, deine schlechte Laune zu behalten. Das heißt nicht, dass du dich nicht ärgern darfst, du bist schließlich ein Mensch, keine Maschine.

Aber wenn du es schaffst, einmal am Tag mit Humor statt mit Ärger zu antworten, kann das schon viel ausmachen. Einen Versuch ist es wert.

I wie individuelle Situation würdigen

Dein Leben ist nicht wie das Leben der anderen Menschen, die du in Social Media siehst.

Was für andere funktioniert, kann für deine Situation genau das falsche sein. Berücksichtige, dass jede Familiensituation mit den verschiedenen Charakteren, die in der Familie leben, höchst individuell ist.

Von Artikeln mit Aufmachern, die „garantierte“ Erfolge versprechen, die in „jeder“ Familie mit „jedem“ Kind funktionieren, solltest du lieber die Finger lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die so einfach klingenden Rezepte eben doch nicht überall funktionieren.

Vergleiche mit anderen Familien, die es scheinbar (du steckst ja nicht drin) besser hinkriegen als deine Familie, helfen dir aktuell null weiter. Lass dich davon inspirieren, wie andere es aktuell machen, sofern es dir hilft.

Wenn nicht, finde deinen eigenen Weg.

Oder lass dir dabei (z.B. von mir) helfen.

J wie „Ja“ sagen

Im Alltag mit Kindern, neigen viele Eltern immer noch viel zu oft dazu, aus Reflex „Nein“ zu sagen. Das ist für Kinder ziemlich frustrierend.

Es gibt einen inspirierenden TED-Talk von Shonda Rhimes, in dem sie davon berichtet, wie sie ein Jahr lang versuchte, öfter „Ja“ zu ihren Kindern zu sagen. Das macht einen riesigen Unterschied!

Wenn du deine Neins deutlich reduzierst, hast du nämlich den Effekt, dass dein „Nein“ eine viel stärkere Wirkung hat. Dann wissen deine Kinder, dass es dir wirklich wichtig ist.

Überleg dir beim nächsten Mal, wenn deine Kinder dich etwas fragen, warum du „Nein“ sagen willst. Und dann überleg, ob der Grund dir wirklich wichtig ist. („Das macht man nicht“ ist eine ziemlich dürftige Begründung.)

Wenn dir der Grund nicht wichtig ist, sag doch einfach mal „Ja“ und schau, was passiert.

K wie kreative Lösungen

Um den Bedürfnissen aller Betroffenen in deinem Homeoffice möglichst gut gerecht zu werden, bedarf es oft kreativer Lösungen. Versuch deinen Lösungsraum zu erweitern um Dinge, die normalerweise nicht dazu gehören.

Die Nächte sind unruhig, weil dein Kind nachts schreiend wach wird und du es beruhigen musst? Vertauscht für eine Weile das Schlaf-Arrangement und verteilt euch nachts so, dass alle am besten schlafen.

Dein Kind kann sich beim Abendessen nicht auf’s Essen konzentrieren und hat dann zur Schlafenszeit Hunger? Hab immer was Essbares für dein Kind bereit stehen (was es auch gern mag), so dass es immer dann, wenn es Hunger hat, selbstständig essen kann.

Dein Kind badet nicht gern? Wenn es die Temperaturen zulassen, kannst du im Garten oder auf dem Balkon ein kleines Planschbecken aufstellen und dein Kind einfach planschen lassen. Dabei wird es ganz von allein sauber, ohne dass es sich nach Waschen anfühlt.

Kreative Lösungen brauchen etwas Übung, bis man die ausgetretenen Pfade verlassen hat. Doch es wird leichter. Mit jeder innovativen Lösung erweiterst du dir für’s nächste Mal die Optionen.

L wie langsam machen

In den sozialen Medien werden aktuell viele Ratschläge verteilt, dass man die Isolationszeit doch produktiv nutzen könne und z.B. eine neue Sprache lernen könnte.

Für Eltern halte ich das für unrealistisch.

In einer Familie mit Kindern gibt es unendlich viel zu tun, die ToDo-Liste endet niemals. Am wichtigsten finde ich, dass wir als Eltern nicht ausbrennen.

Da sollten wir, wo auch immer möglich, Stress rausnehmen. Und das kannst du z.B. dadurch erreichen, dass du deine private ToDo-Liste zwar systematisch von oben nach unten abarbeitest, aber dir einfach viel weniger vornimmst und etwas mehr Langsamkeit in deinen Tag bringst.

Es gibt viele Dinge, die nicht sofort erledigt werden müssen. Ich nehme mir für jeden Tag maximal 1-2 Dinge vor, die ich neben der Kinderbetreuung noch erledigen möchte.

Und wenn der Tag einfach mal nur komplett daneben ist (schlecht geschlafen, Kinder streiten sich nur, du hast miese Laune), verschiebst du deine ToDos auf einen anderen Tag und legst einen unproduktiven Tag ein.

Niemand (insbesondere deine Familie) hat etwas davon, wenn du dich jetzt überlastest.

Mach langsam!

M wie (digitale) Medien akzeptieren

Nach mittlerweile 7 Wochen wird sich bei den meisten Familien die Medienzeit drastisch erhöht haben. Und vielleicht hast du deshalb auch ein furchtbar schlechtes Gewissen. Dabei ist das gar nicht notwendig.

In den letzten Jahrhunderten war immer das aktuell neueste Medium das, welches angeblich „die Jugend verdirbt“. Sehr erhellend dazu dieses kurze Video über die „Lesesucht“ aus dem 19. Jahrhundert, gelesen von Jöran Muuß-Merholz.

Viele der Warnungen vor den angeblichen Gefahren der digitalen Medien sollten mit viel Skepsis betrachtet werden. Die Autorin Patricia Cammarata hat viele Informationen dazu zusammengetragen und unterhaltsam in ihrem Buch Noch 30 Mnuten, dann ist aber Schluss! verarbeitet. Auch im gleichnamigen Podcast #nur30Min spricht sie mit Marcus Richter darüber, wie man als Eltern angstfrei mit dem Thema digitale Medien umgehen kann und auf Augenhöhe mit den Kindern den richtigen Umgang lernt.

Es ist legitim, wenn du dir im aktuell durcheinandergewirbelten Alltag mit digitalen Medien einfach mal eine Auszeit verschaffst. Davon tragen deine Kinder keinen Schaden davon.

N wie Nachsicht

Mit Kindern daheim im Homeoffice kannst du deutlich weniger schaffen als vorher. Lass dir da nichts anderes einreden.

Es ist ein enormer Unterschied, ob du ungestört arbeiten kannst und zwischendurch auch mal eine Pause einlegst oder rund um die Uhr für Arbeit/Kinder/Haushalt gleichzeitig sorgen musst. Sei also nachsichtig mit dir und deinen Leistungen.

Du tust dein bestes.

Wenn das Essen einfach schnell geht und nicht frisch zubereitet ist, geht die Welt nicht unter. Hauptsache, ihr habt Essen auf dem Tisch.

Wenn du es nicht schaffst, dir jeden Tag ein (vermeintlich) pädagogisch wertvolles Programm auszudenken (und hinterher wieder aufzuräumen), dann lass es sein. Es gibt genügend Möglichkeiten, Kinder zu beschäftigen, ohne dass du alles gestalten musst.

Schraub deine Ansprüche an dich selbst herunter und du hast schon viel gewonnen.

Sei nachsichtig mit dir.

O wie Offenheit

Erzähl deinen Kindern, wie es dir geht. Erklär ihnen altersgerecht, aber offen, wie dich die aktuelle Situation beeinflusst. (Das geht nach der gewaltfreien Kommunikation auch komplett ohne jemandem die Schuld für irgendwas zu geben.)

Erzähl deinen Kindern von deinen Sorgen und Ängsten. Erzähl ihnen aber auch von deinen Hoffnungen.

Kinder merken, wenn es dir nicht gut geht. Geh offen damit um, was dich stresst, dann können sie es besser einordnen und lernen ganz nebenbei von dir, wie man Gefühle ausdrücken kann.

P wie Pausen, Pausen und nochmal Pausen

Auch wenn es die aktuelle Situation nicht leicht macht: Es ist enorm wichtig, dass du als Elternteil gut für dich sorgst und genügend Pausen machst. Ohne Erholung wirst du diese Belastung nicht mehr lang durchhalten.

Und wir haben noch einiges vor uns.

Mit etwas Kreativität (siehe Buchstabe K) findest du auch im Alltag im Homeoffice mit Kindern kurze Auszeiten: Wenn sie sich gerade mit sich selbst beschäftigen. lass deine anderen ToDos einfach liegen und setz dich mal hin und atme tief durch. Wenn der Zeitpunkt gut scheint, versorg dich mit einer Tasse Tee oder Kaffee (oder was auch immer dir Entspannung verschafft).

Wenn deine Kinder gerade mit digitalen Medien (siehe Buchstabe M) versorgt sind, schnapp dir ein anderes Gerät, setz dich zu ihnen, setz dir Kopfhörer auf und lies etwas oder hör etwas, was dich entspannt. (Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich in der Nähe bin, die Kinder nicht so schnell streiten.)

Deine Gesundheit und dein Wohlergehen sind mindestens genauso wichtig wie das Wohlergehen der anderen Familienmitglieder. Verlier dich selbst nicht aus dem Blick.

Q wie Quatsch machen

Du magst das Gefühl haben, dass du im Moment nur Dinge tun darfst, die sinnvoll sind: Arbeit, Haushalt, Kinderbetreuung.

Es kann sehr hilfreich sein, einfach mal Quatsch zu machen. Alberne Witze zu erzählen, lustige Videos zu schauen, mit den Kindern Quatsch zu machen.

Auch wenn dir gerade nicht so nach Lachen zumute ist, verschafft es dir möglicherweise Erleichterung, dich mal mit etwas zu beschäftigen, was einfach nur deinem Vergnügen dient und keinen direkt erkennbaren tieferen Sinn hat.

R wie Retrospektiven

Als Agiler Elternteil kann ich nur empfehlen, dieses wertvolle Ereignis aus der Agilen Produktentwicklung in den Familienalltag zu übernehmen.

Im normalen Alltag finde ich Familien-Retrospektiven (Paar-Retrospektiven übrigens auch) extrem hilfreich. In der aktuellen Zeit, wo wir ohnehin sehr viel Zeit als Familie miteinander verbringen, noch viel mehr.

Trefft euch in regelmäßigen Abständen (wöchentlich oder sogar täglich) und besprecht als Familie, was gut gelaufen ist und was besser werden sollte. Lasst alle Familienmitglieder (die sich schon artikulieren können) zu Wort kommen, sofern sie möchten.

Dann überlegt gemeinsam, was ihr verändern wollt, damit es bei euch noch besser läuft. Hört euch dafür vor allem die Ideen der jüngsten Familienmitglieder an. Die sind noch nicht so eingefahren und haben oft die besten Ideen.

Wann hältst du deine erste Familien-Retro?

S wie Schlaf

Wir haben schon vor einiger Zeit Eltern-Schlaf zur Priorität bei uns gemacht. Und das ist im Moment umso wichtiger.

Unausgeschlafen bist du unkonzentriert und schneller gereizt. Keine gute Kombination, wenn du arbeiten willst oder deine Kinder betreust.

Ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich zu wenig geschlafen habe, bei der Arbeit so unkonzentriert bin, dass ich nur einen Bruchteil des normalen Pensums schaffe. Arbeiten auf Kosten des Schlafs geht also am nächsten Tag auf Kosten der Arbeitsleistung.

Teil dir deinen Tag so ein, dass genügend Zeit (ca. 8 Stunden) für Schlaf bleibt. Wenn du nachts oft für deine Kinder aufstehen musst, schlaf in ihrer Nähe, dann ist es leichter, nach dem Beruhigen weiterzuschlafen. Wenn dein Kind grundsätzlich schlecht schläft, wechselt euch als Eltern nachts ab, so dass jeder Elternteil mal eine ruhige Nacht bekommt.

Schlaf ist immens wichtig, um diese Zeit zu überstehen. Achte auf dich!

T wie Team Eltern!

Eltern sind grundsätzlich beide verantwortlich für ihre Kinder. Traurig, dass das immer wieder gesagt werden muss, aber es sollte nicht selbstverständlich sein, dass Mütter nun den Löwenanteil an der Betreuung zu schultern haben und ihre Erwerbstätigkeit dadurch extrem leidet.

Nutzt diese Zeit, um Automatismen in Frage zu stellen. Wer bringt die Kinder in’s Bett? Wer kocht? Wer betreut wann die Kinder? Wer kümmert sich um die Wäsche?

Alles Fragen, die man gemeinsam so lösen kann, dass nicht alles an einem Elternteil hängen bleibt. Familie ist eine gemeinsame Aufgabe.

Falls du dich jetzt fragst, ob Mütter nicht biologisch einfach besser geeignet sind, erteilt Mai Thi Nguyen-Kim dem eine deutliche Absage:

Sind Väter schlechtere Eltern? von MaiLab

Elternschaft ist Teamarbeit!

U wie Umgebung kinderfreundlich gestalten

Konflikte mit Kindern entstehen oft dadurch, wenn die Umgebung nicht gut an Kinder angepasst ist.

Es gibt Streit, weil die Kinder nicht im Wohnzimmer toben dürfen, weil etwas kaputt gehen könnte? Wie wäre es, wenn du Zerbrechliches aus dem Weg räumst, damit deine Kinder Platz für ihren natürlichen Bewegungsdrang haben?

Es nervt dich, deinen Kindern immer helfen zu müssen? Sorg dafür, dass die Dinge, die sie häufig brauchen in Kinder-Reichweite sind.

Kneten, matschen, mit Wasser spielen ist bei euch nicht drin? Schaff eine Matschecke in der Badewanne (oder wo auch immer eine einfache Reinigung eines kleinen Bereichs möglich ist).

Dein Zuhause gehört deiner Familie. Sorg dafür, dass es auch ein Ort für deine Kinder ist.

V wie Virtuelle Treffen mit Freunden & Familie

Unsere Familie und unser Freundeskreis ist über ganz Deutschland verstreut. Daher sehen wir uns ohnehin nicht so oft.

Seit den Kontaktbeschränkungen sprechen wir uns viel regelmäßiger, weil wir uns einfach zum virtuellen Kaffetrinken oder zu virtuellen Cocktails per Videokonferenz zusammenfinden. Es ist nicht ganz dasselbe und beim ersten Mal ist es echt mühsam, den nicht-technik-affinen Familienmitgliedern zu erklären, wie sie Ton und Video angeschaltet bekommen.

Aber mittlerweile ist es ein schönes neues Ritual, das möglicherweise sogar die Zeit nach COVID-19 überdauern wird.

W wie Wut umlenken

Es ist verständlich, wenn du wütend bist. Gerade wir Eltern von kleinen Kindern wurden in diesen 8 Wochen bisher kaum berücksichtigt.

In Isolation gezwungen zu sein, ohne Aussicht auf Besserung und zu jedem Zeitpunkt nur warme Worte aber keine Verbesserung zu hören, ist niederschmetternd. Und kann furchtbar wütend machen.

Doch anstatt jetzt deine Kinder oder andere Familienmitglieder für jede Kleinigkeit anzumotzen, kannst du deine Wut auch produktiv nutzen. Z.B. indem du dich politisch engagierst. Oder auch ganz ohne Aktionismus deine Wut als deutliches Zeichen für eine Pause verstehst.

Wut an sich ist nicht das Problem. Sie ist ein Zeichen dafür, dass es dir nicht gut geht! Es ist vor allem wichtig, wie du mit deiner Wut so umgehst, dass andere Menschen keinen Schaden davon tragen.

X wie eXtreme Selbstfürsorge

Hier muss ich etwas schummeln, weil es einfach kein vernünftiges Wort mit X gibt, das gepasst hätte. (Von Xylophon konnte ich beim besten Willen keinen Spin zum Homeoffice finden 😜)

Ich habe schon einige Impulse zum Thema Selbstfürsorge geschrieben: Schlaf, Pausen, Bewegung,…

Warum ich das so betone? Weil ich dazu neige, mich selbst als erstes auf der Strecke zu lassen. Und ich vermute, dass es vielen Eltern genauso geht.

Dabei ist unsere Gesundheit das einzige, was uns und unsere Familie sicher durch diese Krise bringen kann. Wenn du also merkst, dass deine Selbstfürsorge nachgelassen hat, dann plane dir ab jetzt extra viel Selbstfürsorge ein.

Und wenn du glaubst, dass dafür überhaupt gar keine Zeit übrig ist, überleg mal, wie viel Zeit du schon durch Streiten und leeres Starren auf deinen Bildschirm verschwendet hast. Mehr Selbstfürsorge sorgt dafür, dass du leistungsfähiger bist und letztendlich deine Arbeit und die Kinderbetreuung besser bewältigst.

Sei eXtrem, sorg für dich selbst!

Y wie „Yes we can!“

Ich strauchele momentan zwischen „Wie soll das nur gehen?“ und „Wir schaffen das!“.

Und da uns aktuell auch einfach nichts anderes übrig bleibt als irgendwie durchzuhalten, kannst du es auch gleich zu deinem Motto machen. Also ein trotziges „Jetzt erst recht!“.

Jetzt ist die Zeit, sich auf lange Sicht so einzurichten, dass du und deine Familie möglichst gut zurechtkommt.

Wenn auf KiTa und Schule nicht zu zählen ist, ist es vielleicht an der Zeit, tageweise Babysitter in Anspruch zu nehmen. Wenn Homeschooling so gar nicht funktioniert, lohnt es sich vielleicht, alternative Lernangebote zu nutzen statt euch gegenseitig aufzureiben.

Können wir alle Probleme auf einmal lösen? Wahrscheinlich nicht.

Können wir das Beste aus unserer Situation machen? Aber hallo!

Z wie zusammen sind wir stärker

In Stress-Situationen kann es einem schnell so vorkommen, als wäre man allein auf weiter Flur. Dabei können wir zusammen so viel mehr erreichen.

Arbeite nicht gegen andere, sondern mit anderen zusammen. Binde deine Familie ein und findet gemeinsame Wege, wie ihr am besten mit dieser Situation zurechtkommen könnt. (Wenn du nicht weißt, wie das gehen soll, helfe ich dir gern!)

Finde Gleichgesinnte, mit denen du dich austauschen kannst.

Mit anderen zusammen kannst du viel mehr erreichen als allein.

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Autor:in

Silke hat zwei Kinder, lacht erschreckenderweise besonders laut über Flachwitze und liebt die Scheibenwelt von Terry Pratchett.

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