Jahresrückblick 2019: Mein erstes Jahr mit Agile Parenting

Aktualisiert am 18. Dezember 2019

Bei Judith Peters habe ich gelernt, dass ein Jahresabschlussartikel das Jahr als Bloggerin besonders gut abrundet. Dieses Jahr findet dazu sogar eine Blogparade bei Sympatexter statt, bei der ich nun natürlich gleich mitmache.

Wenn ich über meine Erlebnisse im Jahr 2019 nachdenke, ist das alles beherrschende Thema die Gründung meines Blogs und die damit verbundenen vielen ersten Male, die ich in diesem Jahr erlebt habe. Das fing damit an, dass ich durch meine (bereits Ende 2018 beendete) Elternzeit plötzlich ganz neue „Superkräfte“ entdeckte und endete mit einer Niederlage bei einem wichtigen Thema und einem kleinen Meilenstein für mein Unternehmen. Bevor ich jetzt zu viel vorweg nehme, lies einfach selbst.

Plötzlich Agile Coachin

Notizbuch mit dem Titel Agile Coach aka Therapist
Mein neues Notizbuch, das ich vom Herzensmenschen zu Weihnachten bekommen hatte

Vor meiner zweiten Elternzeit war ich noch überzeugte Product Ownerin und dachte, das wäre meine Berufung. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, in Richtung Scrum Masterin oder Coachin zu gehen, da ich davon überzeugt war, nicht genügend Geduld für Teamprozesse zu haben.

Doch dann bekam ich nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit plötzlich eine Rolle als Agile Coachin für ein internes Team. Und hatte Spaß dabei. Und merkte, wie die persönliche Entwicklung, die ich während der Elternzeit und den damit verbundenen Herausforderungen hingelegt hatte, mich auch dazu befähigt hatte, mit Menschen im Arbeitsumfeld ganz anders umzugehen. Jetzt bin ich also Agile Coachin.

Lerneffekt: Privates und Berufliches lässt sich gar nicht trennen. Beides beeinflusst sich gegenseitig, sowohl im postiven als auch im negativen Sinne.

Agile Parenting wird konkret

Das ist wohl der umwälzendste Teil meines Jahres: Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich mich zur Agilen Coachin weiterentwickelt hatte, wurde ich kurz darauf aus (mir nicht sinnvoll erscheinenden) Gründen wieder von meiner Tätigkeit abgezogen, obwohl noch genug zu tun gewesen wäre.

Aus dieser fürchterlichen Machtlosigkeit und dem Unwillen, solche willkürlichen Entscheidungen über meinen Kopf hinweg weiter hinzunehmen, festigte sich der Entschluss, etwas eigenes anzufangen. Die Idee zum Agile Parenting war bereits ein Jahr vorher geboren als ich eine Challenge von Lena Busch in meiner Elternzeit mitgemacht hatte. Nun wurde es sehr schnell ziemlich konkret. Ich startete (nebenberuflich) meinen eigenen Blog.

Logo Agile Parenting

Lerneffekt: Meine Toleranzschwelle für nicht-agile Arbeitsweisen ist quasi nicht mehr vorhanden.

Und jetzt auch noch Unternehmerin

Foto Silke
Foto: Lea Weber

So eine Neugründung hat schon viele Hürden. Von Businessplan über Steueranmeldung, den richtigen Tools, den unendlich erscheinenden Regelungen zum Datenschutz (ich sag nur DSGVO) bis hin zum Thema SEO. Die Zeit reichte gar nicht aus, alles komplett von Anfang an hinzubekommen.

Da ich entschieden hatte, ganz viel selbst zu machen, lernte ich auch hier sehr viel neues dazu. Z.B. dass Agiles Zeitmanagement auch für ein Einzelunternehmen sehr hilfreich sein kann um ein realistisches Arbeitspensum zu bekommen. Die für mich hilfreichsten Artikel und Hilfsmittel habe ich in meinem Beitrag „Hilfreiche Infos für ein Online-Business“ gesammelt. Schau dir auch gern meine Pinnwand für selbstständige Mütter auf Pinterest an.

Lerneffekt: In Deutschland sind die Einstiegshürden für eine komplett allein umgesetzte Gründung eines Einzelunternehmens erschreckend hoch. Ich hätte mir einige Male jemanden gewünscht, der*die mich Schritt für Schritt durch die einzelnen Schritte einer Gründung führt und mir erklärt, was ich alles beachten sollte.

Wie erstellt man eigentlich eine Webseite?

Silke sieht verärgert aus

Ich bin zwar technik-affin, aber eine Webseite komplett neu aufzusetzen, einen Hoster auszuwählen, die richtigen Plugins zu installieren und dann auch noch die erste Seite mit Inhalt zu füllen, war erwartungsgemäß aufwändig und hat mich an manchen Stellen auch echt Nerven gekostet. Dank Blogmojo habe ich es aber doch hinbekommen.

Und es war ein unbeschreibliches Gefühl, dann meinen ersten Blog-Artikel „Was Frieren mit Selbstorganisation zu tun hat“ zu veröffentlichen.

Lerneffekt: Eine Webseite mit allem Drum und Dran zum Laufen zu bringen ist wirklich arbeitsintensiv, aber mit ein bisschen Ausdauer und Frustrationstoleranz machbar.

Einstieg in’s Social-Media-Marketing

Als Online-Unternehmerin musste ich mich natürlich auch mit dem Thema Marketing auf Social Media auseinandersetzen. Hierfür stürzte ich mich als Spätstarterin in die für mich komplett neuen Kanäle LinkedIn und Twitter. Facebook und Pinterest lernte ich mit meinen Unternehmensprofilen von einer neuen Seite kennen.

Ein Kind tritt auf einen Schneehaufen mit Gummistiefeln, Kleid und Jacke, aber ohne Hose
Pinterest-Grafik für meinen ersten Blog-Artikel

Bei diesen Aktionen habe ich natürlich auch wieder sehr viel dazugelernt. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass der Erfolg auf Social Media sehr stark davon abhängt, wie viel Zeit man für diesen Kanal investiert. Da meine Zeit begrenzt ist, musste ich hier stark priorisieren und fokussieren.

Mein größter Lerneffekt: Meine Social-Media-Strategie muss zu mir passen. Die Kanäle, die mir Freude bereiten, bringen mir auch die meisten Leser*innen. Umgekehrt bringt es nichts, einen Social-Media-Kanal aus Pflichtgefühl zu betreiben. Dann springt da auch kein Funke über.

So viele großartige Frauen – auch in meiner Nähe

Menükarte des Café Billabong und Workshop-Materialien wie Schere, Stifte, Post-Its auf einem Tisch
Vorbereitung für den Workshop bei Female Future im Café Billabong

Als ich gerade damit beschäftigt war, mein Unternehmen zu gründen, gab es im Familienzentrum vor Ort eine Veranstaltung zur Selbstständigkeit als Frau von Martina Peukert. Dort lernte ich auch meine wundervolle Kollegin Marita Strubelt von Patchwork auf Augenhöhe kennen. Diese Erfahrung inspirierte mich dazu, bei zwei weiteren Netzwerktreffen (von denen ich mich als Introvertierte normalerweise eher fern halte) dabei zu sein.

So kam es, dass ich im örtlichen Familienzentrum selbst meinen ersten Vortrag zu Agiler Businessplanung hielt, ein Interview im Main-Riedberg-Magazin erhielt und Teil eines wöchentlichen Treffens mit anderen Müttern mitten im Umbruch zur Selbstständigkeit wurde (z.B. Ernährungscoach Katja Salzig und Marketing-Expertin Patricia Müller).

Mein Lerneffekt: Auch als Introvertierte kann Networking ganz wunderbare Auswirkungen haben, wenn es der richtige Rahmen ist.

Ich kann doch Trainerin

Trainingsmaterialien: Luftballons, Würfel, eine Sanduhr, ein Kartendeck, Schnur
Trainingsmaterialien für einen meiner Workshops zu Agilem Basiswissen

Da ich nebenberuflich gegründet hatte, kam sofort nach der Verkündigung des Endes meines Einsatzes als Agile Coachin die nächste Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, Trainings im Bereich Agile Anforderungsanalyse und Scrum-Basiswissen zu halten.

Also fing auch hier wieder ein neues Kapitel an, das ich 3 Jahre zuvor für mich eigentlich schon abgeschlossen hatte. Für die Vereinbarkeit von Familie, Angestelltenverhältnis und Unternehmensgründung war das ein echter Glücksfall, da ich die Trainingsvorbereitung zu Hause machen konnte und nur sehr wenig Zeit vor Ort bei meinem Arbeitgeber sein musste. Das gab mir unheimlich viel Flexibilität, alles andere drum herum zu organisieren.

Und das Schönste: Es machte mir auch noch Spaß!

Die wichtigste Erkenntnis für mich hier: Wenn ich selbst bestimmen kann, welche Inhalte sinnvoll sind und wie ich sie vermitteln will, macht es mir trotz der Anstrengung doch Spaß, Agile Workshops selbst zu halten.

Schulsuche für Wirbelwind

Wirbelwind bei windigem Wetter am Meer

Neben all dem beruflichen Wahnsinn, der im Jahr 2019 eine Rolle für mich spielte, gab es noch ein großes Thema für unseren Wirbelwind: Wo soll sie mal zur Schule gehen? Je mehr ich über Kinder lernte und ganz besonders über gefühlsstarke Kinder wie Wirbelwind, desto überzeugter war ich, dass eine Regelschule nicht der richtige Ort für positive Lernerfahrungen sein konnte. (Was Gefühlsstärke bedeutet, kannst du in meinem Artikel „Wie uns unser gefühlsstarkes Kind zum Agile Parenting brachte“ nachlesen.)

Also mussten Alternativen her. Wir besuchten verschiedene Alternativschulen in der Gegend und mussten uns als Eltern überhaupt erst zu einer Entscheidung durchringen. Wollten wir wirklich diesen Mehraufwand des täglichen Zur-Schule-Bringens auf uns nehmen, wo doch die Grundschule in unserem Stadtteil in Sichtweite von unserem Haus liegt? Ja, wollten wir. Unser Kind wird so viele Stunden am Tag in der Schule verbringen, da soll es für sie eine Umgebung sein, die den Spaß am Lernen fördert. (Einen ausführlichen Bericht über unsere Suche kannst du im ersten Teil der Schulserie nachlesen: Agile Schule Teil 1: Warum wir unser Kind nicht auf eine Regelschule schicken werden)

Dann begann für uns der Bewerbungsprozess. Alternative Schulen sind sehr begehrt und haben oft nur sehr wenige freie Plätze. Wir starteten also den ersten Versuch und erhielten prompt eine Absage, weil keine Plätze mehr frei waren. Wenige Wochen später erfuhren wir allerdings, dass eine andere Familie wegen Umzugs genau diese Schule wieder verlassen würde. Also versuchten wir es erneut und konnten tatsächlich die nächsten Schritte des Bewerbungsprozesses gehen.

Wir durften dabei unter anderem einen halben Tag mit unseren Kindern hospitieren und den Schulalltag hautnah miterleben. Mich hatte dabei besonders beeindruckt, wie schnell sich Wirbelwind sichtlich wohl fühlte. Insgesamt war es toll zu sehen, wie zugewandt die Erwachsenen in der Schule mit den Kindern umgingen.

Umso größer war unsere Enttäuschung als wir im Nachgespräch erfuhren, dass sich das Team nicht vorstellen konnte, mit den vorhandenen Ressourcen adäquat auf unsere Kinder einzugehen, insbesondere auf Wirbelwind. Für unseren Jahresabschluss fangen wir bei der Schulsuche somit leider wieder bei Null an.

Mein schmerzhafter Lerneffekt: Nur weil uns eine Schule gut passend erscheint, muss das auf der anderen Seite nicht genauso gesehen werden.

Die erste Kooperation

Auf meiner Suche nach Möglichkeiten, mit meinem Blog Geld zu verdienen, habe ich aus einem Impuls heraus auch die Windelherstellerin angeschrieben, deren Stoffwindeln wir für unsere Kinder benutzt haben. Und sie war sofort interessiert und sagte nach nur kurzer Verhandlungszeit die Kooperation zu. Das Ergebnis ist mein Artikel „Warum wir Stoffwindeln verwenden“.

Ein Haufen mit gewaschenen Stoffwindeln

Mein Lerneffekt: Manchmal muss ich einfach nur machen und ausprobieren, was klappt. Mehr als dass meine Ansprechpartnerin nein sagt, hätte nicht passieren können.

Zum ersten Mal live und in Farbe vor der ganzen Welt

Videos sind für mich aktuell die höchste Hürde, die es beim Social-Media-Marketing gibt. Daher war dieser Punkt bei mir mit großer Überwindung verbunden. Aus einer Facebook-Aktion heraus ergab es sich, dass ich mit Baby-Schlafcoach Inga Ahlers mein erstes Live-Interview auf Facebook hatte.

Aufzeichnung des Interviews auf YouTube

Und für mich das absolut schlimmste passierte: Die Technik spielte nicht mit und ich war plötzlich allein. Live auf Facebook. Und versuchte, mir spontan zu überlegen, was ich denn sagen sollte.

Aber auch hier ging es am Ende gut: Inga war nach (wirklich laaaangen) 5 Minuten wieder da und ich erzählte von unseren Erfahrungen mit unserer Agilen Wochenplanung (nachzulesen im Artikel „Agile Wochenplanung“).

Post-Its mit den Wochentagen Montag bis Mittwoch beschriftet

Lerneffekt: Es wird immer etwas schief gehen. Wichtig ist, dass ich nicht in Panik verfalle, sondern versuche, möglichst gelassen mit der Situation umzugehen.

Mein erster Konferenz-Vortrag

Silke mit Mikrofon vor einer Leinwand
Foto: Harry Nieboer

In diesem Jahr habe ich es auch nach über 2,5 Jahren wieder geschafft, eine Konferenz zu besuchen. Und nicht nur das, ich hatte sogar die Chance, einen Kurzvortrag über Agile Parenting auf der Women in Agile Europe zu halten. Einerseits war das die einmalige Gelegenheit, mein Thema genau vor meiner Zielgruppe zu präsentieren. Andererseits hat es auch große Überwindung gekostet, auf Englisch vor rund 170 Leuten einen Vortrag zu halten.

Den vollständigen Erfahrungsbericht findest du in meinem Artikel über meinen Besuch der Konferenz. Ich habe im Nachgang dieses Vortrags so viele positive Rückmeldungen zum Agile Parenting bekommen, dass ich mich erneut bestätigt fühle, auf dem richtigen Weg zu sein.

Mein Lerneffekt: Wenn ich meine Komfortzone verlasse, können ganz wunderbare Dinge passieren.

Das Finale: Der Agile Elternbrief

Post-It mit einem Briefumschlag darauf

Das Sahnehäubchen auf den Aufbau meines Unternehmens war nun kurz vor Jahresende das Aufsetzen meines Agilen Elternbriefs. Es klingt in den diversen Tutorials dazu immer so einfach, dass man einfach ein Tool nutzen soll. Wenn man aber ein paar Ansprüche in Richtung Datenschutz, Optik und Marke hat, gibt es schon ein paar technische Hürden zu überwinden.

Ganz zu schweigen von der mentalen Hürde, dass vielleicht gar keiner daran interessiert ist, E-Mails von mir zu bekommen. Aber die ersten Abonnent*innen haben sich schon eingetragen, obwohl es bisher nur die Anmeldeseite ohne Lockangebot gibt. Hier wird es sicher auch noch ein paar Erweiterungen in 2020 geben.

Lerneffekt: Unbekanntes ist nie so leicht, wie es am Anfang wirkt. Allerdings auch nicht unmöglich.

Ausblick für 2020

Im Jahr 2020 werde ich weiter daran arbeiten, dass mein Blog noch bekannter wird. So schwer es mir fällt, das Schreiben neuer Artikel immer wieder liegen zu lassen, ich schaffe einfach nicht alles gleichzeitig.

Ich möchte schließlich auch, dass viele Menschen meine Texte lesen. Und das geschieht nunmal nicht von allein. Ich freue mich also auf die vielen neuen Sachen, die ich im nächsten Jahr lernen werde.

Auf dass mein Jahresrückblick 2020 viele weitere Erfolgserlebnisse enthalten wird.

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Schlagwörter: agile, gefühlsstark, Schule

Autor:in

Silke hat zwei Kinder, lacht erschreckenderweise besonders laut über Flachwitze und liebt die Scheibenwelt von Terry Pratchett.

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