Schutz vor dem Eltern-Burnout! Wie du dir mit dem kleinen Wort „Ja“ jetzt sofort Erleichterung verschaffen kannst.

Aktualisiert am 30. Oktober 2020

Kennst du das? Du hast das Gefühl, den ganzen Tag nur noch „Nein“ zu deinen Kindern zu sagen? Du bist genervt und sie hören eh nicht auf dich und machen einfach, was sie wollen?

Fühlst du dich manchmal kurz vor dem Burnout?

Es mag kontra-intuitiv für dich wirken, doch eine große Entlastung kann es schon bringen, wenn du einfach öfter „Ja“ sagst.

Wer sagt schon alles „Ja“?

Die Idee ist nicht neu. Shonda Rhimes hat in ihrem sehenswerten TED-Vortrag My year of saying yes to everything (Englisch, eine Version mit deutschen Untertiteln gibt es auf der TED-Seite) darüber gesprochen, wie sie ihren Burnout durch die Zuwendung zu ihren Kindern überwinden konnte.

Shonda Rhimes | My year of saying yes to everything

Auch meine Freundin Marita veranstaltet mit ihren Kindern regelmäßig einen Ja-Tag. An diesem Tag dürfen die Kinder bestimmen, was gemacht wird. Und alle Beteiligten (inklusive der Eltern) finden es großartig.

Ich habe das Thema „Ja“-Sagen auch bereits in meinem Homeoffice-ABC thematisiert, aber da ist es doch sehr kurz ausgefallen. Hier nun also die ausführliche Fassung.

Wer darf mehr „Ja“ hören?

Meine Empfehlung bezieht sich erst mal nur auf einen kleinen Bereich. Nämlich auf den Umgang mit deinen Kindern.

Viele Eltern sagen schon fast reflexhaft „Nein“, wenn ihre Kinder sie um etwas bitten. Und das bringt für beide Seiten mit der Zeit größtenteils Frust: Die Kinder fühlen sich unverstanden und nicht berücksichtigt und die Eltern sind genervt, weil sie ständig gefragt werden und die Kinder trotzdem jammern.

Keine schöne Situation.

Darum: Sag öfters „Ja“ statt „Nein“ zu deinen Kindern!

Eine wichtige Einschränkung habe ich gleich zu Beginn: Es geht hier ausdrücklich um Dinge, die grundsätzlich zur Diskussion stehen können. Dabei schließe ich Fragen des kindlichen Wohlergehens (insbes. der Pandemiebekämpfung) explizit aus, da diese selbstverständlich nicht verhandelbar sind. Es steht schlicht nicht zur Diskussion, ob meine Kinder einfach so auf die Straße rennen dürfen, da bleibt es selbstverständlich beim „Nein“.

Warum solltest du öfter „Ja“ sagen?

Warum empfehle ich dir nun, dass du „Ja“ sagen sollst und was hat das mit Entlastung zu tun? Das klingt doch im ersten Moment widersprüchlich.

Im hektischen Familienalltag gehen viele kleine Dinge oftmals unter. Da ist ein „Nein“ schnell ausgesprochen. Ein „Nein“ zu deinem Kind kann viele Gründe haben, die oft mit der eigentlichen Sache gar nicht so viel zu tun haben. Du bist müde, du bist genervt, ihr steht unter Zeitdruck,…

Das Problem dabei ist, dass zu viele „Neins“ zu einem Gewöhnungseffekt bei deinen Kindern führen. Wenn deine Kinder den ganzen Tag größtenteils „Nein“ von dir hören, hören sie es irgendwann eben nicht mehr. Weil es nicht mehr heraus sticht aus dem Einheits-„Nein“-Brei.

Im schlimmsten Fall unterbindest du mit deinem „Nein“ die Kommunikation mit deinen Kindern und sie fühlen sich zurückgewiesen und unverstanden. Und das ist schnell der Start einer Abwärtsspirale:

Du sagst „Nein“, deine Kinder sind frustriert, ignorieren vielleicht sogar dein „Nein“, du bist genervt, reagierst verärgert, deine Kinder reagieren ihrerseits auf deine Genervtheit und benehmen sich daneben, du musst noch mehr „Nein“ sagen, deine Kinder eskalieren weiter und am Ende steht wahrscheinlich oft genug Geschrei und Frust auf allen Seiten.

Wenn du stattdessen versuchst, häufiger „Ja“ statt „Nein“ zu sagen, kannst du solche Situationen oftmals von vornherein entspannen und es kommt gar nicht unbedingt zu dieser Eskalation.

Wenn du es also schaffst, die Zahl der „Neins“ zu deinen Kindern zu reduzieren, erhöht sich die Chance, dass die Gesamtstimmung besser wird, ihr weniger streitet und du weniger Energie durch Streit verschwendest. Zusätzlich ist es gut möglich, dass die Reduzierung deiner „Neins“ dazu führt, dass ein Ausnahme-„Nein“ dann auch viel eher von deinen Kindern befolgt wird. Auch das kann dir wieder ein bisschen Erleichterung verschaffen.

Natürlich ist diese Strategie kein Automatismus, manchmal ist einfach der Wurm drin und es eskaliert trotzdem. In der Grundtendenz wird aber durch mehr „Ja“ von deiner Seite eine entspanntere Grundstimmung im Umgang mit deinen Kindern entstehen. Und wenn ihr endlich aus diesem Machtkampf ausgestiegen seid, ist es viel einfacher, einander richtig zuzuhören und konstruktiv miteinander zu kommunizieren.

Es klingt nicht besonders groß, aber es macht einen Riesen-Unterschied, ob man den ganzen Tag auf den nächsten Knall wartet oder einfach weiß, dass es kleinere Streitereien geben wird, die aber nicht mehr so an die Substanz gehen. Das kann ganz viel Anspannung lösen.

Wann du öfter „Ja“ sagen kannst

Es ist manchmal gar nicht so leicht, zu erkennen, wann mehr Raum für ein „Ja“ da ist.

Um es vorweg zu sagen, es geht hier um Entlastung für dich. Du sollst also nicht zu allem „Ja“ sagen, sondern gezielt die Situationen finden, in denen du durch ein „Ja“ zu deinen Kindern Stress reduzieren kannst. Das Wohlergehen deines Kindes hat natürlich auch dann immer noch höchste Priorität, es versteht sich hoffentlich von selbst, dass ich nicht über lebensgefährliche Ideen, wie aus dem Fenster zu springen, spreche.

Als ersten Angriffspunkt versuch an Situationen zu denken, in denen du zuerst „Nein“ sagst und dann nach einer Weile doch entnervt zu einem „Ja“ umschwenkst, weil du das Geschrei gerade nicht erträgst.

Wie wäre es, wenn du diese Zwischenphase mit dem erbitterten Kampf zwischen dir und deinen Kindern weglassen würdest? Wie wäre es, wenn du beim nächsten Mal sofort „Ja“ sagst? Das Resultat ist das Gleiche, nur dass du deine Kraft nicht in einem sinnlosen Kampf verschwendest, sondern deine Energie für andere Dinge aufsparst.

Vielleicht hilft es dir auch, vor deiner Antwort kurz inne zu halten, wenn deine Kinder etwas von dir wollen, und zu überlegen, warum du „Nein“ sagen willst.

Ist es ein Reflex-„Nein“, weil du genervt bist? Ist es ein „Nein“, weil „man“ das nicht macht? Kannst du in deiner Begründung, den Teil mit dem „man“ durch eine Begründung mit „ich“ ersetzen? Erscheint sie dir in dieser Form noch sinnvoll?

Wenn dir deine Begründung dann nicht mehr sinnvoll erscheint, was würde passieren, wenn du stattdessen „Ja“ sagst? Könnte das vielleicht die angespannte Situation entschärfen? Könnte es die Stimmung heben?

Wäre gut möglich, oder?

Es mag dir winzig klein erscheinen, aber schon ein „Nein“ weniger am Tag kann der Beginn einer großen Veränderung sein.

Fang klitzeklein an. Such dir Themen, bei denen es dir leicht fällt, „Ja“ statt „Nein“ zu sagen. Bei uns war dieses Einstiegs-Thema die Jacken-Frage.

Es ist übrigens erlaubt, dass du es dir leicht machst! Schließlich sollst du ja mehr Leichtigkeit im Umgang mit deinen Kindern bekommen.

Wenn dir trotz allem das „Ja“-Sagen immer noch zu schwer fällt, wie wäre es mit einem eingeschränkten „Ja“? Ich nutze das gern, wenn es um die Schlafenszeit geht. Wirbelwind ist wie ich eher der Typ Eule und kann sich abends schwer vom Tag lösen. Manchmal spielt sie noch intensiv oder möchte eine Folge noch zu Ende schauen, bevor es an’s Zähneputzen geht.

Wenn es noch nicht zu spät ist, gehe ich dann mit ihr in Verhandlung. Oft bin ich selbst schon ziemlich müde und möchte dann als Ausgleich das Einschlafritual abkürzen. Das kann dann so aussehen, dass ich „Ja“ zum länger Spielen sage, dafür dann aber nicht mehr so lange vor dem Schlafengehen vorlese, so dass die Zeit, zu der Wirbelwind eingeschlafen ist, am Ende trotzdem ungefähr gleich ist.

„Ja“ aus Überzeugung

Manchmal sagen wir „Ja“ aus Erschöpfung heraus. Weil wir zu k.o. sind, um zu kämpfen oder weil wir einfach keine Lust mehr auf Streit haben. Das ist dann eher ein „Macht doch, was ihr wollt“ als ein „Ja“ aus Überzeugung. Das ist grundsätzlich nichts schlimmes.

Es kann hilfreich sein, wenn an einem Tag einfach gar nichts mehr geht, alle Regeln über Bord zu werfen.

Langsfristig ist das für dich und deine Kinder aber ein unberechenbarer Zustand. Und Entscheidungen aus einer Überlastungssituation heraus sind nicht unbedingt die besten oder sinnvollsten Entscheidungen, die du treffen kannst.

Versuche also, wenn du anfängst, öfter „Ja“ zu deinen Kindern zu sagen, dieses „Ja“ auch wirklich so zu meinen. Also ein „Ja“, weil du zu dem Schluss gekommen bist, dass das jetzt o.k. ist. Nicht, weil du bei mir gelesen hast, dass du „Ja“ sagen sollst, aber eigentlich lieber „Nein“ sagen würdest.

Es ist manchmal nicht so leicht zu unterscheiden, ob du dich unwohl fühlst, weil es ungewohnt für dich ist, „Ja“ zu sagen. Oder weil du in Wirklichkeit doch lieber „Nein“ sagen würdest und dir selbst nicht vertraust.

Wenn du dir unsicher bist, geh noch einmal in dich und hol die Begründung hervor, weshalb du „Ja“ sagen möchtest. Und wenn sie dir immer noch sinnvoll erscheint, bleib bei deinem „Ja“. Wenn du sie doch nicht mehr so passend findest, merk es dir für’s nächste Mal und sag beim nächsten Mal halt wieder „Nein“. Deine Antworten sind nicht in Stein gemeißelt, du kannst Fehlentscheidungen in der Regel leicht korrigieren.

„Ja, aber…“

Es gibt viele Gründe, die dich davon abhalten können, aus Überzeugung „Ja“ zu deinen Kindern zu sagen. Lass uns die häufigsten Einwände mal genauer anschauen:

1. „Sonst lernen sie es nie“

In unserer Gesellschaft gibt es immer noch das weit verbreitete Vorurteil, dass Kinder heute Dinge lernen müssen, die erst in ferner Zukunft für sie relevant sein werden. Gern wird der Eintritt in die Schule als Meilenstein für noch sehr junge Kindergartenkinder herangezogen, um bestimmte Fähigkeiten jetzt schon zu trainieren. Nur funktioniert so das Lernen von Kindern nicht.

Es ist gut möglich, dass dein Kind etwas heute wegen seines individuellen Entwicklungsstands heute noch gar nicht kann, was in der Zukunft mal von ihm verlangt werden wird. Oder du verstehst die Beweggründe deines Kindes einfach nicht und startest einen Machtkampf, der weder dich noch dein Kind weiterbringt.

Unabhängig davon, ob du es in dem Moment verstehst oder nicht, kannst du davon ausgehen, dass dein Kind immer gute Gründe für seine Wünsche hat. Genauso wie du gute Gründe für ein „Ja“ oder ein „Nein“ hast. (Hier sei noch einmal die Oberste Richtlinie für Retrospektiven erwähnt, die ich z.B. beim Thema Familienrat noch näher im Familienkontext beleuchte.)

Lass dir deine Entscheidung nicht von einer eventuellen (fernen) Zukunft vorgeben. Konzentrier dich auf dein Kind heute, auf das, was hier und jetzt gerade wichtig ist. Es gibt nahezu keine Entscheidung, die sich nicht abändern ließe, falls du feststellen solltest, dass sie doch falsch war.

Gerade bei kleinen Kindern geht es ja oft um gar nicht so riesengroße Themen, zu denen sie ein „Ja“ von uns wollen.

Dazu ein Beispiel aus unserer Familie: Wirbelwind wollte sehr lange immer auf die Toilette begleitet werden, obwohl sie das im Kindergarten schon längst allein konnte. Es war nervig und wir verdrehten so manches Mal die Augen. Sie bestand allerdings sehr vehement darauf und wir vertrauten ihrem Urteil, dass es scheinbar wichtig für sie war. Der Herzensmensch fragte sich schon das eine oder andere Mal, ob sie denn jemals allein auf die Toilette gehen würde.

Doch, siehe da, eines Tages kehrte sich das Thema von heute auf morgen um. Jetzt möchte Wirbelwind lieber allein auf die Toilette gehen und schließt oft sogar die Tür ab, damit sie ihre Ruhe hat. Sie brauchte einfach ihre Zeit und wollte diese Entscheidung selbst treffen. Und wir haben uns viel Geschrei und Frust dadurch erspart, dass wir „Ja“ gesagt haben und diesem für uns kleinen Wunsch nachgekommen sind bis er nicht mehr wichtig war.

2. Ausnahmen bestätigen die Regel

Nur weil du einmal „Ja“ zu etwas sagst, bedeutet das nicht, dass du in Zukunft immer „Ja“ dazu sagen musst. Du kannst heute so und morgen anders entscheiden, du bist nicht für immer an diese Entscheidung gebunden.

Du kannst das deinem Kind auch ganz offen genauso mitteilen: „Heute sage ich ausnahmsweise „Ja“. Normalerweise bleibt es aber bei meinem „Nein“.“

Oder wenn du feststellst, dass dein „Ja“ an der Stelle doch nicht so gut war, kannst du beim nächsten Mal darauf eingehen: „Gestern habe ich „Ja“ gesagt. Doch das hatte diese und diese Auswirkungen und ich fühle mich nicht wohl damit. Deshalb sage ich heute „Nein“.“

Durch die offene Kommunikation kannst du deinem Kind nebenbei auch noch zeigen, wie Entscheidungsprozesse funktionieren und warum du bestimmte Entscheidungen triffst.

Natürlich ist es hilfreich, wenn es in deiner Familie verlässliche Regeln gibt, an denen sich deine Kinder orientieren können. Du musst aber nicht päpstlicher als der Papst über euren eigenen Familienregeln wachen. Schließlich sollen euch diese Regeln das Zusammenleben erleichtern. Ausnahmen sind erlaubt und Kinder kommen damit zurecht, dass es mal Abweichungen gibt, vor allem, wenn du es offen so kommunizierst.

3. „Wenn man ihnen den kleinen Finger gibt,…“

Natürlich werden Kinder, die merken, dass Dinge verhandelbar sind, auch immer wieder versuchen herauszufinden, was verhandelbar ist und was nicht. Sie versuchen so, die sozialen Regeln ihres Umfelds zu erlernen.

Wenn diese Regeln allerdings nachvollziehbar sind bzw. einigermaßen konsistent bleiben, lernen sie auch, sich innerhalb dieses Rahmens zurechtzufinden.

Überleg mal, wie viel ihr als Eltern über das Leben eurer Kinder bestimmt, z.B. Wohnort, Kindergarten, Schule, eure Arbeitszeiten, euren Terminkalender, eure Freizeitaktivitäten. Jetzt stell dem mal gegenüber, was deine Kinder in diesem engen Rahmen noch selbst bestimmen.

Das ist verdammt wenig!

Ein Stück weit ist das auch richtig so, weil viele große Entscheidungen eben mit Weitblick zu tun haben, den Kinder noch nicht in dem Maße haben. Und du solltest deinem Kind natürlich auch keine Entscheidungen aufbürden, deren Tragweite sie noch gar nicht richtig fassen können.

Aber stell dir einfach mal vor, du hättest so wenig Entscheidungsfreiheit über dein Leben, wie deine Kinder. Dann kannst du ihnen vielleicht auch zugestehen, ein paar mehr Dinge selbst zu bestimmen, um auch ihnen ein paar mehr Möglichkeiten zu geben, Selbstwirksamkeit zu erfahren. (Mehr zum Thema Entscheidungsgewalt für Kinder kannst du bei Alfie Kohn in Liebe und Eigenständigkeit nachlesen.)

Wir haben in unserer Familie die Erfahrung gemacht, dass gerade durch den großen Entscheidungsfreiraum, den unsere Kinder bekommen, sie viel seltener grundsätzliche alles in Frage stellen und eben nicht bei jeder Entscheidung unendlich diskutieren. Sie wissen von uns, dass wir ihre Belange berücksichtigen und ihre Einwände ernst nehmen. Klar diskutieren wir oft in unserer Familie. Wir finden in der Regel aber auch schnell gute Lösungen und diskutieren nicht einfach aus Prinzip, sondern zielgerichtet.

Du als Elternteil trägst die Verantwortung und du kannst dafür sorgen, dass in eurer Familie eine offene Diskussionskultur entsteht. Du kannst genauso aber auch die Bremse anziehen, wenn es für eure Familie zu viel wird. Aushandeln ist gut und richtig, alles zerreden muss nicht sein. Findet da für euch als Familie das richtige Maß, mit dem es für euch passt.

4. „Was sollen die Leute denken?“

Tja, was sollen sie denken?

Ja, wir Menschen sind soziale Wesen und möchten in unserem Umfeld akzeptiert werden. Und wenn das wirklich ein Riesen-Thema für dich ist, beschränke das „Ja“-Sagen erst einmal auf den privaten Bereich daheim und dehne es erst später in die Außenwelt aus, wenn du dich sicherer damit fühlst.

Versuch dich in Situationen, wo du dich beobachtet fühlst, so stark wie möglich auf dich und dein Kind zu fokussieren und die anderen Menschen so gut es geht auszublenden.

Fakt ist, du weißt nicht, was die Leute wirklich denken. Du kannst nur mutmaßen, was sie denken. Und wenn du eh nur raten kannst, dann unterstell ihnen doch einfach Unterstützung für deine Entscheidungen. Viele Erwartungen, was Menschen angeblich so über dich denken, haben ganz viel damit zu tun, was du erwartest und erstaunlich wenig damit, was die anderen wirklich denken.

In erster Linie geht es hier doch um dich und deine Kinder. Und das geht andere Menschen (solange es nicht um Fragen des Kindeswohls geht) überhaupt gar nichts an. Diese anderen Menschen stecken nicht in deiner Haut, kennen nicht das Päckchen, das du zu tragen hast und wissen nicht, wie dein Tag bisher gelaufen ist. Und sie können anhand einer einzelnen Begebenheit auch nicht einschätzen, ob du eine gute oder schlechte Entscheidung triffst.

Also ist ihre Meinung in diesem Moment einfach nicht relevant. Es ist deine Familie und euer Leben. Ihr als Familie könnt am ehesten entscheiden, was das richtige für euch und eure Situation ist.

Wenn es doch ein „Nein“ wird

Du hast nun also gründlich überlegt und bist zu dem Schluss gekommen, dass du in einer bestimmten Situation trotzdem „Nein“ sagen willst. Das ist völlig o.k. „Nein“ gehört zum Leben dazu.

Du kannst es dir und deinem Kind leichter machen, indem du deine Entscheidung für dein „Nein“ kindgerecht begründest.

Einerseits kannst du gedanklich dann noch einmal die Gründe für deine Entscheidung beleuchten und insgesamt reflektiertere Entscheidungen treffen. Und zusätzlich zeigst du deinem Kind, dass du nicht willkürlich entscheidest, sondern dass du gute Gründe hast. Du zeigst dich deinem Kind gegenüber dadurch respektvoll, dass du es an deiner Entscheidung teilhaben lässt.

Ältere Kinder werden sicher auch deine Begründung auseinander nehmen und ihr könnt in den Dialog gehen. Dadurch bewegt ihr euch ggf. auf eine alternative Lösung zu, in der du dann vielleicht doch „Ja“ sagen kannst. Und dein Kind lernt dadurch auch von dir, wie du Entscheidungen triffst, was deine Beweggründe dabei sind und welche Dinge bei einer Entscheidung so berücksichtigt werden können. Und wie man alternative Lösungen findet.

Manchmal findet sich halt trotzdem keine Alternative. Auch wenn du eine richtig gute kindgerechte Begründung hast, erwarte nicht, dass dein Kind dann auch noch begeistert „Danke“ zu deinem „Nein“ sagt.

Es ist gut möglich, dass dieses „Nein“ dein Kind ziemlich frustriert und es diesen Frust durchaus lautstark mitteilt. Auch das ist o.k.

Frust gehört zum Leben dazu und es ist wichtig, dass dein Kind lernt, seine Emotionen zu zeigen. Du kannst ihm mit der Zeit zeigen, wie es seinen Frust sozialverträglicher ausdrücken kann, doch das braucht jahrelange Übung und auch eine gewisse Reife. Nicht mal Erwachsene kriegen das in allen Lebenslagen gut hin.

Im ersten Moment ist es wichtig, dass du deinem Kind seine Gefühle nicht absprichst, sondern ihm vermittelst, dass alle Gefühle richtig sind. Wenn dein Kind besonders wütend ist, biete Trost an, zieh dich aber auch zurück, wenn der Trost (noch) nicht gewünscht ist.

Wenn es dir zu laut ist oder dein Kind dich körperlich angreift, schütze dich, indem du z.B. den Raum verlässt. Frust aushalten bedeutet nicht, dass du als Boxsack für dein Kind herhalten musst. Deine körperliche Integrität darf auch gewahrt werden. Schließlich bist auch du ein wertvoller Mensch.

Wenn der Sturm vorüber ist, kann es manchmal hilfreich sein, im Nachgang – ohne Schuldzuweisungen – zu besprechen, was schief gelaufen ist, wie ihr die Situation besser hättet handhaben können. Oder ihr nehmt euch einfach eine Runde in den Arm. Nicht jede Interaktion in einer Familie muss analysiert werden.

Sag endlich „Ja“!

Worauf wartest du? Fang am besten gleich heute damit an, öfter „Ja“ zu deinen Kindern zu sagen. Du wirst innerhalb kürzester Zeit Veränderungen bemerken und dadurch hoffentlich deutlich mehr Energie für die wichtigen Dinge im Leben übrig haben.

Schreib mir einen Kommentar und lass mich gern wissen, wie es bei dir gelaufen ist.

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Autor:in

Silke hat zwei Kinder, lacht erschreckenderweise besonders laut über Flachwitze und liebt die Scheibenwelt von Terry Pratchett.

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